Stimbergzeitung

Bergbau-Homepage wird viel beachtet / Lexikon und auch ein Gästebuch

OER-ERKENSCHWICK. Die Stadt Oer-Erkenschwick hat als Bergbaustandort eine rund 100 Jahre alte Tradition. Kein Wunder, daß sich diese Tatsache nun auch im weltweiten Datennetz widerspiegelt. Wer im Internet nach Informationen über den deutschen Bergbau sucht, der stellt schnell fest, daß Oer-Erkenschwick eine Top-Adresse auf der Daten-Autobahn ist. Denn der Internet-Surfer stößt schnell auf die Homepage des Oer-Erkenschwickers Georg Porst.

Nach dem Eintippen der Adresse „http://www.abenteuer-bergbau.de“ wird der Besucher zunächst mit einem zünftigen „Glück-Auf “ begrüßt. Von der Eröffnungsseite aus kann man eine bebilderte Grubenfahrt unternehmen, vom Betreten des Förderkorbs bis in den Streb. Unter Thema Kohle findet der Besucher Informationen über die Entstehung des schwarzen Energieträgers, Argumente für die deutsche Kohle und Abbildungen von Mineralien und Fossilien. Ein Bergbau-Lexikon erklärt die wichtigsten Begriffe der Bergmannssprache. Informationen über zurückliegende Protestaktionen und die Menschenkette durchs Revier finden sich in einer weiteren Rubrik. Klickt man auf Kunst im Revier, so kann man etwas über lokale Künstler erfahren und Gedichte über den Bergbau lesen. Es gibt auch Verbindungen, sogenannte Links, zu anderen Bergbauseiten. Man muß sie nur anklicken, um auf weiteren Homepages zum Thema Bergbau zu landen.

Man kann auch im Gästebuch lesen oder sich darin eintragen. Die Einträge sind des Lobes voll. „Hasse doll jemacht“, schreibt beispielsweise ein Besucher, ein anderer bekennt sich spontan zur deutschen Steinkohle. Die zahlreichen Komplimente im Gästebuch rühren sicher auch daher, daß jeder Besucher seiner Seiten spürt, daß hier ein „Überzeugungstäter“ am Werk ist.

Ein Zähler registriert penibel jeden Internet-Surfer, der die Seite von Porst auf seinen Bildschirm holt. Seit er vor etwa einem knappen Jahr ans Netz ging, haben mehr als 4400 Gäste seine Seiten besucht, darunter auch Nutzer aus dem Ausland.

Nachdem das Internet-Angebot von Porst vor wenigen Wochen auf der vielbesuchten Seite „www.webtip.de“ ausführlich besprochen und gelobt wurde – hier werden nur die top fünf Prozent der deutschsprachigen Seiten vorgestellt – sind die Besucherzahlen in die Höhe geschnellt. Selbst manche Profi-Agentur, die viel Geld für Homepage-Design kassiert, kann sich von den Seiten des Amateurs Porst noch eine Scheibe abschneiden. Der Internet-Surfer aus der Stimbergstadt hat alles selbstgemacht.

Die Texte hat er an seinem PC eingetippt, die Bilder über einen Scanner in den Computer eingelesen. Er hat jede der kleinen Grafiken zusammengebastelt und schließlich in der Internet-Programmiersprache HTML (Hypertext Markup Language) die Seiten programmiert. Die fertigen Seiten hat er – ebenfalls per Internet – auf dem Server seines Dortmunder Providers „Media Online“ deponiert, von wo aus sie von allen Internet-Besuchern abgerufen werden können. Provider sind Unternehmen, die Zugänge zum Internet und andere Internet-Dienstleistungen anbieten.

Das nennt man auch Webhosting, und das ist wohl das einzige an dieser Website, das Porst nicht selbst übernommen, sondern aus der Hand gegeben hat. Sich auch noch einen großen Computer hinzustellen, der als Server fungieren könnte, ist einfach mit Kosten verbunden, die das Projekt „Abenteuer Bergbau“ gesprengt hätten. Normalerweise ist auch das Hosting bei einem Provider schon ein Kostenfaktor.

Der Provider war so freundlich, Georg Porst zu einem günstigen Preis Speicherplatz auf seiner Festplatte zur Verfügung zu stellen, weil ihm der Bergbau sympathisch ist. Dennoch läppert sich im Monat einiges an Ausgaben zusammen. Bisher finanziert er die privat Reklame für den Bergbau ganz aus eigener Tasche. „Das ist mein Hobby. So wie andere Leute kegeln, bastel ich an meinen Homepages“. Dennoch: Durch ein Inserat auf seiner Seite – vielleicht von einem Bergbauzulieferer – könnte er sein Privatbudget entlasten. Und das Unternehmen wäre für wenig Geld weltweit im Internet präsent.

Obwohl Georg Porst sich seine profunden Internet-Kenntnisse und -Fertigkeiten selbst angeeignet hat, ist er beruflich nicht ganz unvorbelastet. Nach seiner Ausbildung zum Bergvermessungstechniker auf dem Bergwerk Ewald-Fortsetzung fing er 1978 in der Markscheiderei an. Dort kam er in den 80er Jahren mit Computern in Berührung und war davon gleich fasziniert. Zehn Jahre später war die Datenfernübertragung mit Mailboxen sein großes Hobby. Vom PC aus unterhielt er sich per Tastatur über Telefonleitungen mit Gleichgesinnten. Dann, etwa ab 1994, begann das Internet zu boomen.

Ehefrau Kirstin bringt viel Verständnis für das Hobby ihres Mannes auf. Zumal er auch immer wieder computerfreie Tage einlegt. Aber die beiden Kinder, Julian (7) und Deborah (9), haben gleich neben Vaters Computer ihren eigenen PC. Wenn sie einmal herangewachsen sind, dann werden sie kaum verstehen, daß es früher Menschen gab, die sich nicht im Internet aus kannten.